Viel gut essen

Text für einen oder viele von Sibylle Berg

Ein weißer, heterosexueller Mann in seinen besten Jahren kocht ein ausgefallenes Menü. Er benutzt die besten Zutaten, gibt sich viel Mühe, nimmt sich Zeit. Er kocht zum ersten Mal in seinem Leben. Sein Ziel: Er möchte seine Frau und seinen fast erwachsenen Sohn zurückgewinnen. Ihm fällt zwar nicht in jeder Sekunde der Name seiner Frau ein, doch immerhin hat er fast zwanzig Jahre für sie gesorgt, als Alleinverdiener. Und immerhin hat er einen gewissen Standard für die Familie erarbeitet. Mittelmaß, na gut, aber mehr als ein ruhiges, geordnetes Leben wollte er schließlich nie. Beim Kochen redet der Mann sich heiß. So wie das Wasser langsam zu kochen anfängt, so brodelt es auch in ihm: Seine Vorurteile gegenüber Homosexuellen und Migranten, seine Angst vor dem Abstieg, sein Unmut über Biogemüse, Feminismus und Toleranz treten zutage. Er ist einer der vielen, die sich in Internetforen, Leserkommentaren, Facebook-Posts und auf der Straße Luft machen – und dabei genau das Maß verlieren, das sie selbst als angeblich „ganz normale Bürger“ propagieren.

VIEL GUT ESSEN ist eine zynische Bestandsaufnahme. Sibylle Berg, Autorin und Kolumnistin, portraitiert einen modernen Jedermann, der nicht bereit ist, für das, was in seinem Leben schiefläuft, die Verantwortung zu übernehmen. Das ist erschreckend komisch und schmerzhaft real.

Presse

„Man kann ihn ja anfangs noch verstehen und wird vom Stück, durch die Inszenierung von Kathrin Mayr und durch den großartigen Heinzel schön in den Abend hineingesogen. (…) Kathrin Mayr hat einen sehr klugen Zugriff auf den Text gefunden. Sie zeigt die Verführbarkeit des Menschen durch das Gefühl, bis hin zum Zerstörerischen. (…) Müller hat sicher spielerisch den leichteren, den Demagogen-Part auf der Bühne, Heinzel bändigt als zerfurchte Seele Massen an Text zu einem furiosen Abend. (…) Aber packend ist es jederzeit, und gut ist es, dass Dramaturgin Hilke Bultmann und Mitwirkende nach jeder Aufführung ein „Get together“ anbieten.“ (LZ, 12.11.2018, die gesamte Kritik lesen Sie hier)

 

Premiere:
08.11.2018 20:00 Uhr
Spielstätte:
Studiobühne T.NT
Inszenierung
Kathrin Mayr
Bühnen- und Kostümbild
Hannah Petersen
Dauer: ca. 90 Minuten, keine Pause
Termine
Besetzung
Inszenierung
Bühnen- und Kostümbild
Musikarrangement
Clemens Mädge
Ein zweiter Mann
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